Kooperation mit Praxisbezug: Masterlabor führt Universität, Hochschule und Volkswagen zusammen
In der Automobilentwicklung stehen neben der Funktionalität auch Ästhetik und Design immer mehr im Vordergrund, weshalb die Zusammenarbeit von Ingenieuren und Designern gefragt ist. Doch eine solche Kooperation bringt auch Herausforderungen mit sich. Auf der einen Seite der Designer, der verschiedene Designmöglichkeiten vorschlägt, auf der anderen Seite der Maschinenbauer, der die Ideen technisch realisieren muss.
Genau diese Erfahrung machen derzeit die Maschinenbauer der Leibniz Universität (LUH) und die Produktdesigner der Hochschule Hannover (HsH). Vor dem Hintergrund des Masterlabors „Integrierte Produktentwicklung“, kooperieren die beiden Hochschulen mit der Volkswagen AG. Diese stellte an die Studierenden die Aufgabe, eine Fahrzeugumfeldbeleuchtung zu entwickeln. In Teams, die sich jeweils aus einem Maschinenbaustudenten und einem Produktdesignstudenten zusammensetzen, startete Anfang des Sommersemesters 2015 das Projekt. Initiator war Professor Roland Lachmayer, Leiter des Instituts für Produktentwicklung und Gerätebau (IPeG) an der LUH, der es sich nicht nehmen lässt, bei den regelmäßigen Fortschrittspräsentationen dieses außergewöhnlichen Vorhabens Feedback zu geben und seine Erfahrungen einzubringen.
Vielversprechende Ideen
„Für Volkswagen stand von Beginn an die Nachwuchsförderung und die Heranführung der Studierenden an den Berufsalltag an erster Stelle“, so Dr. Jan Magnus Guldbakke, Mitarbeiter des Konzerns. „Wir möchten den Studenten die Möglichkeit bieten, die Praxis kennenzulernen, damit sie wissen, was sie in der Wirtschaft erwartet.“
In dieser Konstellation besteht die Kooperation für die Volkswagen AG zum ersten Mal, obgleich ihr Studentenprojekte nicht neu sind. Mit dem bisherigen Verlauf ist Guldbakke, sehr zufrieden: „Wir sind unbefangen an die Sache herangegangen, doch die eine oder andere Idee scheint sehr vielversprechend zu sein.“
Der Blick über den Tellerrand
Bastian Lippert, Ansprechpartner der Leibniz Universität bekräftigt die positive Entwicklung des Projekts und hebt gleichfalls den Praxisbezug hervor: „Für das Institut ist es etwas Besonderes, dass die Studenten die Möglichkeit haben ihr Wissen, welches sie bisher im Bachelor gesammelt haben, anzuwenden. Denn leider sind Praxisprojekte an den meisten Universitäten sehr knapp bemessen, sodass diese Kooperation ein ganz neues Feld eröffnet. Schließlich kommen die Studenten nicht an Selbstorganisation und Zusammenarbeit vorbei.“
Für die Maschinenbaustudentin Franzisika Rosellen bedeutet die Teilnahme an diesem Projekt, „[…] ein Mal über den Tellerrand zu schauen.“ So ist dieses Projekt realistisch, während der Uni-Alltag doch mehr theoretisch abläuft. Das Dreierteam Lennart Tasche, Johannes Gottschlich und Veronica Della Morte sieht das ebenso: „Das Projekt ist eine gute Chance für uns, den Entwicklungsprozess selbst zu erfahren, Potenzial auszuschöpfen und mit allen Seiten zu agieren.“
Doch die drei haben neben den anderen Teams eine zusätzliche Herausforderung und managen ihr Projekt komplett auf Englisch. Grund dafür ist Veronica, die Designstudentin des Teams, da sie eigentlich in Mailand studiert und als Erasmus-Studentin ein Semester im Studiengang Produktdesign an der Hochschule Hannover studiert. Doch gerade aus diesem Grund sehen sie das Projekt als praktische Erfahrung an, die sie im Leben weiterbringt.
Dipl. Designer (FH) Frank Weiß, Dozent und Projektleiter auf Seiten der Hochschule Hannover, sieht die Zusammenarbeit als erheblichen Wissensgewinn für beide Hochschulen. So müssen die Denkansätze des Designers umstrukturiert werden, um gemeinsam mit dem Ingenieur ein realistisches Konzept zu entwickeln. Um dies zu erreichen, müssen sich die Studenten aufeinander einlassen, sich auf eine menschliche Ebene begeben und Vorurteile abbauen, so Weiß. Für ihn steht fest, „die Studenten müssen kooperative Neugier entwickeln, das bedeutet, dass aus Fremden das Außergewöhnliche herausgekitzelt wird.“
Ein grandioses und erfolgreiches Produkt
„Unser Ziel ist ein grandioses und erfolgreiches Produkt“, erklärt Lennart Tasche. Dafür legen die Studierenden auch die eine oder andere Nachtschicht ein, wie Designhochschüler Andreas Focht berichtet: „Erst letzte Woche war ich von morgens um neun bis in die Nacht um vier in der Hochschule, um Materialien auszuwählen, die wir für den Bau verwenden können.“ Perspektivisch betrachtet ein Engagement, das weitere Vorteile mit sich führt. Neben Praxisbezug und Wissenserweiterung ergeben sich neue Chancen durch die Vernetzung mit Ansprechpartnern bei Volkswagen und vielleicht wird die eine oder andere Idee sogar weiter umgesetzt.